An dieser Stelle wird zur Erklärung die Quantenmechanik herangezogen, die das statistisch wahrscheinliche Auftreten von plötzlichen Dichteschwankungen vorhersagt, wobei aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation in je kleineren Raumbereichen desto größere Dichteunterschiede auftreten können. Auch für das heutige Weltall geht man davon aus, daß es bei entsprechend großen Distanzskalen weitestgehend homogen ist, im Sinne des kosmologischen Prinzips (siehe auch Abschnitt Robertson Walker Metrik), daß kein Raumbereich gegenüber anderen bevorzugt ist. Es bleibt nun noch die Frage, wie groß damals zu Beginn des Universums die Dichteschwankungen wirklich waren und ob sich damit die heute beobachtbaren Strukturen erklären lassen.
Dazu muß man in Betracht ziehen, daß das Weltall in seiner Entwicklung
verschiedene Stufen durchwandert hat. Vor der jetzigen materiedominierten Ära
lag die Phase der strahlungsdominierten Ära, in der die Energiedichte der
elektromagnetischen Strahlung (der Photonen) größer war als die Energiedichte
der Materie. Der Übergang zwischen diesen beiden Phasen fand ca. 300000 Jahre
(je nach Weltmodell unterschiedliche Zeiten) nach dem Urknall statt, als das
Weltall nur etwa ein Tausendstel seiner heutigen Größe hatte. Damals war die Temperatur
des Weltalles mit ca. 3600K etwa tausendmal größer als heute.
Dies entspricht gerade derjenigen
Temperatur, bei der Wasserstoff ionisiert werden kann. Anders ausgedrückt:
Unterhalb dieser Temperatur können freie Elektronen von Protonen
gebunden werden. Man nennt diesen Vorgang auch `Rekombination' und den
Zeitpunkt des Übergangs von der strahlungsdominierten Ära zur materiedominierten
Ära die `Rekombinationsära'. Die Bedeutung dieses Zeitpunktes liegt darin,
daß das bis dahin optisch dicke Universum `mit einem Schlag'
durchsichtig wurde. Das heißt aber noch nicht, daß ein hypothetischer
Beobachter zur damaligen Zeit auf einmal das gesamte Universum hätte durchblicken
können, denn das Licht braucht ja aus einer gewissen Entfernung eine
entsprechende Zeit, um beim Beobachter einzutreffen. Folglich kann der
Beobachter nach einem Jahr gerade das Durchsichtigwerden des Weltalls in
einer Entfernung von einem Lichtjahr (ca. 10 Billionen km) sehen, das dort
in Wahrheit bereits ein Jahr früher stattgefunden hat. Man bezeichnet diese
Entfernung auch als die `Sichtbarkeitsgrenze'. Heute, 12 Milliarden
Jahre nach dem Urknall (der Zahlenwert ist dabei dem `Standardmodell'
mit H0 = 50 km/s/Mpc, Anmerkung:
Die
Sichtbarkeitsgrenze von 12 Mrd. Lichtjahren ist dabei unabhängig von der
geometrischen Größe des Weltalls; auch wenn das Weltall eine unendliche räumliche
Ausdehnung haben sollte, kann man dennoch nur in eine Entfernung von maximal
12 Mrd. Lichtjahren blicken - soferne das Weltall nicht älter als vom
Standardmodell angenommen ist).
Damit bietet sich nun die Möglichkeit, die Dichteschwankungen zum Ende der Strahlungsära zu messen. Diese Aufgabe erfüllte der 1989 gestartete Satellit COBE (COsmic Background Explorer). Eines der ersten wichtigen Ergebnisse war, daß dieser Strahlungshintergrund wirklich von bemerkenswerter Isotropie ist, wie es die Urknalltheorie erwarten ließ. Umso wichtiger war es aber auch, Unregelmäßigkeiten feststellen zu können, die als Saatkörner für die heute sichtbaren Strukturen dienen konnten. Erst wiederholte Messungen (um den Empfindlichkeitsbereich steigern zu können), konnten schließlich den Beweis erbringen, daß der Strahlungshintergrund tatsächlich nicht vollkommen gleichmäßig ist. Zusätzlich zur Dipolstruktur, die durch die Bewegung unserer eigenen Galaxis relativ zum kosmischen Hintergrund von ca. 600km/s zustande kommt, konnten Temperaturschwankungen bis zur Größenordnung 30 10-6K (bei einer mittleren Temperatur von 2.735K) gemessen werden. Damit war zumindest ein Kapitel der beobachtenden Kosmologie abgeschlossen.
Daneben bleiben natürlich noch theoretische Modelle auszuarbeiten, die die Veränderung von Dichteschwankungen im expandierenden Universum beschreiben sollten. Naheliegend ist der Schritt, von Materieklumpungen auszugehen, die von der allgemeinen Expansion abkoppeln und an die sich weitere Materie kondensieren konnte. Ein Ansatz hierzu wird im Abschnitt `Einpassung der Schwarzschildmetrik' vorgestellt, wo von einer sphärisch symmetrischen Massenansammlung ausgegangen wird, die von einem Vakuumbereich umgeben ist und in ein homogenes Weltall eingebettet wird. Dabei stellt sich heraus, daß ohne weiteres die Materie in einzelne, isolierte Raumbereiche kontrahieren könnte, ohne daß sich dadurch an der Gesamtheit des Universums etwas ändern würde. Solche dichten Bereiche würden somit - wie gewünscht - von der Expansion des Universums abkoppeln und jede für sich zusammenfallen; eine ideale Voraussetzung, um Galaxien ausbilden zu können. In ihrer Bewegung zueinander wäre die Bewegung der diversen Materiezentren der des homogenen Universums identisch, der materiefreie Raumbereich um die Materieklumpungen herum würde sich gemäß der kosmologischen Raumexpansion vergrößern.
Da sich in diesem Modell jedoch von außen
keine neue Materie an der bereits kondensierten anlagern kann,
muß sich schon in der Anfangsphase des Universums entschieden haben,
wie groß die Masse der Galaxie bzw. des Galaxienhaufens war. Daß dies so
sein sollte, ist jedoch nicht gerade wahrscheinlich und wird durch nichts
untermauert. Hinzu kommt der aus
der Beobachtung abgeleitete Befund, daß Galaxien bzw. Galaxienhaufen
nicht als einzelne Inseln im Weltall existieren, sondern vielmehr
als filamentartige, fadenförmige Strukuren miteinander verbunden
sind. Es sind hingegen eher die materiefreien, fast sphärischen Bereiche zwischen den
Galaxienhaufen, die sogenannten `Vakuumblasen' oder Voids, weniger die
Materieansammlungen selbst, die eine kugelförmige Struktur
aufweisen. Dies läßt darauf schließen, daß nicht das Zusammenfallen von
Materie, sondern vielmehr diese Vakuumblasen (deren Durchmesser in
Größenordnungen von ca. 20-30Mpc, rund 100 Mio. Lichtjahren, liegen)
für die Verteilung der Materie verantwortlich
waren oder es noch sind. An dieser Stelle kommt nun die sogenannte
kosmologische Konstante, die i.a. mit
In der Allgemeinen Relativitätstheorie wurde sie ursprünglich von
Albert Einstein eingeführt, um mit ihrer Hilfe einen statischen
Kosmos beschreiben zu können. Als sich später herausstellte, daß der
Kosmos nicht statisch ist, sondern - wie aufgrund der Rotverschiebung
weit entfernter Galaxien interpretiert wurde - expandiert,
verwarf er sie wieder und bezeichnete ihre Einführung als `seinen
größten Fehler'. Seitdem wird unter Kosmologen über Sinn und Unsinn
dieser Konstanten gestritten. Tatsache ist jedoch, daß die kosmologische Konstante
eine mögliche und die einzig mögliche Verallgemeinerung der ursprünglichen
Version der Einsteinschen
Feldgleichung darstellt, wie im Abschnitt
`Herleitung aus dem Variationsprinzip', gezeigt wird. Es ist daher
möglich, daß sie gleich Null ist, aber dies kann nicht von vorn herein
angenommen werden. Vor allem im Rahmen des Weltmodells von Wolfgang Priester
und Mitarbeitern
spielt die Kosmologische Konstante eine zentrale Rolle und vermeidet
einige Probleme des Standardmodells, insbesondere den Beobachtungsbefund,
daß einige Sterne und Sternhaufen älter sind, als das Standardmodell für
das Alter des gesamten Kosmos vorhersagt. Im Weltmodell von Wolfgang
Priester ist das Universum ca. 30 Mrd. Jahre alt und räumlich sphärisch, somit also
geschlossen. Durch letzteres wird auch das `Unendlichkeitsproblem' der
Standardtheorien mit
Bei aller Uneinigkeit über die kosmologische Konstante besteht zumindest Gewißheit darüber, daß ihr Zahlenwert klein genug ist, um im täglichen Leben keine Rolle zu spielen (wobei ein noch ungelöster Widerspruch der Allgemeinen Relativitätstheorie zur Quantenmechanik darin besteht, daß letztere einen um den Faktor 10100 größeren Zahlenwert voraussagt). Bislang konnte ihr noch kein allgemein anerkannter Zahlenwert zugeordnet werden, was aber noch kein Grund ist, sie von vorneherein als Null anzusehen, obwohl sie auf kleinen (eben nicht-kosmologischen) Distanzen praktisch vernachlässigt werden kann.
Die Einführung der kosmologischen
Konstante hat vor allem deshalb soviel Widerstand bei den
theoretischen Physikern hervorgerufen, weil sie an einem Grundprinzip der
Mechanik rüttelt: In der Standardtheorie mit
Vor allem für die Erklärung der Voids erlangt damit die kosmologische
Konstante eine besondere Bedeutung: Wo weniger Materie ist, innerhalb der
Voids also, dort ist ja auch der Einfluß der Abstoßung größer als in
dichten Materiebereichen anzunehmen; in nahezu vollkommen materiefreien Bereichen
schließlich ist ausschließlich die kosmologische Konstante für die
Bewegung etwaiger vorhandener kleiner Partikel verantwortlich. Genau
diesen Einfluß der kosmologischen Konstante auf die Entwicklung der
Voids im expandierenden Universum zu untersuchen ist das Thema der
vorliegenden Arbeit.
Die gängigen Modelle nehmen entweder
Bleibt nur noch der Einfuß der kosmologischen Konstanten auf diese
Entwicklung zu klären: Die Rechnungen zeigen, daß die Voids - entgegen den
ursprünglichen Vermutungen - auch ohne
Als vorläufiges Resultat ergibt sich somit, daß
die kosmologische Konstante zwar nicht notwendig ist, um die
heute beobachtbaren Strukturen zu erklären, aber dennoch einen
merklichen Einfluß ausgeübt hat bzw. ausübt.
Übersicht
Der Text behandelt im Kapitel 2 die Grundzüge der
Riemannschen Geometrie, deren Sprache und Formalismen in der
Allgemeinen Relativitätstheorie Anwendung finden. Dabei wurde
versucht, alle vorkommenden Begriffe aufbauend und möglichst
anschaulich anhand von Graphiken zu erklären.
Kapitel 3
behandelt den Anschluß der Riemannschen Geometrie an die Physik
in Form der Einsteinschen Feldgleichungen. Kapitel 4
zeigt als Beispiel der Anwendung der Einsteinschen Feldgleichungen die
Behandlung der `Schwarzen Löcher' im Rahmen der statischen Vakuumlösungen,
wobei die dabei hergeleitete Schwarzschildmetrik auch im Rahmen der kosmologischen
Behandlung von Materieklumpungen noch einmal auftritt. Kapitel 5
beschäftigt sich mit den homogenen Weltmodellen der Standardkosmologie
einschließlich der kosmologischen Konstante und beschreibt die
Lösungen der Einsteinschen Feldgleichungen für ein homogenes Weltmodell.
Kapitel 6 schließlich behandelt einige Möglichkeiten
zur Behandlung eines inhomogenen Kosmos und stellt die dazu durchgeführten
Modellrechnungen vor.