Voids
4 Vakuumlösungen - Schwarze Löcher

4.8 Eddington-Finkelstein-Koordinaten

4.9 Maximale Erweiterung der Schwarzschildlösung

Die Minkowskimetrik kann durch die Einführung lichtartiger Koordinaten v,w

v = t + x \qquad w = t - x

auf die Form

ds^2 = dt^2-dx^2-dy^2-dz^2 = dv\ dw - dy^2-dz^2

gebracht werden. Analog können auch hier lichtartige Koordinaten eingeführt werden (vgl. 4.8):

v := t + \int dt =\bar t + r = t + ( r + 2m \ln | r - 2m | )

Damit folgt direkt:

\bar t = v - r \qquad d \bar t = dv - dr \qquad d \bar t^2 = dv^2 - 2 dv\ dr + dr^2

Aus der Metrik in Eddington-Finkelstein Koordinaten wird damit:

ds^2 = \left( 1-\frac{2m}{r} \right) \left[ dv^2 - 2 dv\ dr + d r^2 \right] - \frac{4m}{r} (dv-dr) dr - \left( 1 + \frac{2m}{r} \right) dr^2 - r^2 d\Omega^2 = \left( 1-\frac{2m}{r} \right) dv^2 - 2 dv\ dr + r^2 d\Omega^2

Parallel zur avancierten Lichtkoordinate v kann eine retardierte Lichtkoordinate w eingeführt werden:

w := t - \int dt = t - \int \frac{dr}{1-\frac{2m}{r}} = t - ( r + 2m \ln | r - 2m | )

Die Metrik, mithilfe der retardierten Lichtkoordinate w geschrieben, hat die Form

ds^2 = \left( 1-\frac{2m}{r} \right) dw^2 + 2 dw\ dr + r^2 d\Omega^2

und beschreibt das `Weiße Loch'. Zwischen dv, dw, dt und dr gelten die Beziehungen:

dv = dt + \frac{dr}{1-\frac{2m}{r}} \qquad dw = dt - \frac{dr}{1-\frac{2m}{r}}

und umgekehrt:

dv + dw = 2 dt \qquad dv - dw = \frac{ 2 dr }{ 1 - \frac{2m}{r} }

Damit kann dr ausgedrückt werden:

2 dr = (dv - dw) \left( 1-\frac{2m}{r} \right)

daher auch:

-2 dv\ dr = - \left( 1-\frac{2m}{r} \right) dv^2 + dv\ dw \left( 1-\frac{2m}{r} \right)

Die Metrik nimmt nun in den Lichtkoordinaten {v, w, \vartheta, \varphi} die einfache Form

ds^2 = - \left( 1-\frac{2m}{r} \right) dv\ dw + r^2d\Omega^2

an, wobei r(v,w) implizit über die Beziehung

\frac{v-w}{2} = r + 2m \ln | r - 2m |

und t(v,w) über

t = \frac{v+w}{2}

gegeben ist. Neben dieser `Drehung' des Koordinatensystems (t,r)\rightarrow(v,w) kann nun noch eine Streckung entlang der lichtartigen Koordinatenachsen ausgeführt werden, sodaß die Lichtkegel in dem neuen Koordinatensystem eine der Minkowski-Metrik identische Gestalt annehmen. Dazu werden die Kruskal-Szekeres-Koordinaten \bar v, \bar w eingeführt:

\bar v := e^{v/4m} \qquad \bar w := - e^{-w/4m}

Es ergibt sich:

dv\ dw = \frac{\partial v}{\partial \bar v} \frac{\partial w}{\partial \bar w} d\bar v\ d\bar w = \left[ \frac{1}{4m} e^{v/4m} \frac{1}{4m} e^{-w/4m} \right]^{-1} d\bar v\ d\bar w \\ = \left[ \frac{1}{16m^2} e^{ (v-w)/2 \frac{1}{2m}} \right]^{-1} d\bar v\ d\bar w = \left[ \frac{1}{16m^2} e^{r/2m} e^{\ln(r-2m)} \right]^{-1} d\bar v\ d\bar w

= \left[ \frac{1}{16m^2} e^{r/2m} r (1-\frac{2m}{r}) \right]^{-1} d\bar v\ d\bar w = \frac{16 m^2}{r} e^{-r/2m} \frac{1}{1-\frac{2m}{r}} d\bar v\ d\bar w

Die Schwarzschildmetrik hat also in Kruskal-Szekeres-Koordinaten die Form

\boxed{ ds^2 = \frac{16 m^2}{r} e^{-r/2m} d\bar v\ d\bar w + r^2d\Omega^2 }

Durch eine weitere Drehung (\bar v,\bar w)\rightarrow(\bar t,\bar x) kann die Koordinatendarstellung wieder der üblichen Darstellung angepaßt werden. Die Kruskal-Szekeres-Koordinaten haben den Vorteil, daß sich lichtartige Geodäten wie bei der Minkowskimetrik an jedem Punkt als 45o--Geraden darstellen lassen. Koordinatenlinien mit konstanter Schwarzschildzeit t sind ebenfalls Geraden und laufen durch den Ursprung des Koordinatensystems, wobei ein bestimmtes t zweifach in Erscheinung tritt - sowohl als raumartige (bei r<2m) wie auch als zeitartige (bei r>2m) Koordinatenlinie. Linien mit konstantem r scheinen als Hyperbeln auf, der Ereignishorizont r=2m als durch den Ursprung laufende Geraden (entartete Hyperbeln). Die Singularität r=0 wird ebenfalls als Hyperbel abgebildet (Vgl. Abbildung, Darstellung frei nach Hawking).


Kruskal-Diagramm. Vergangenheits- und Zukunftskegel werden an jedem Punkt - wie in der Minkowski-Metrik - durch 45o-Geraden gebildet. Beachtenswert ist, daß die Schwarzschild-Zeitkoordinate in der Region I' scheinbar rückwärts läuft.

In der Kruskal-Szekeres-Darstellung der gesamten Schwarzschild-Mannigfaltigkeit lassen sich vier Regionen unterscheiden: Region I ist isometrisch zu der von der gewöhnlichen Schwarzschildmetrik dargestellten Mannigfaltigkeit, Region I+II sind isometrisch zur avancierten Eddington-Finkelstein-Lösung, während Regionen I+II' isometrisch zur retardierten Lösung sind. Zusätzlich existiert eine Region I', die ebenfalls isometrisch zur Schwarzschildlösung ist; es gibt jedoch keine zeitartigen oder lichtartigen Verbindungslinien zwischen Region I' und I. Jeder Punkt im Kruskal-Diagramm stellt eine Kugel mit der Fläche 4\pi r^2 dar. Im Koordinatenursprung selbst ist r=2m, die Fläche der Kugel somit 16\pi m^2; der Schnitt entlang dieser Koordinatenlinie wird als die Einstein-Rosen-Brücke bezeichnet, als `Tor zu einem anderen Universum'. Dieses andere Universum kann jedoch nie betreten werden, nur ein Beobachter innerhalb des Schwarzschildradius kann dessen Existenz bemerken (Vgl. Hawking, pp. 149). Die Koordinatenlinien konstanter Schwarzschildzeit in der Außenregion I treten dabei in der unsichtbaren zweiten Außenregion I' in umgekehrter Reihenfolge auf, dort scheint die Zeit von t=+\infty nach t=-\infty zu laufen (scheinbar, da die Koordinate t auf die Eigenschaften der Region I hin gemünzt wurde).

Die mithilfe der Kruskal-Szekeres-Koordinaten durchgeführte Erweiterung der Schwarzschildlösung ist maximal, da alle Geodäten entweder bis zu einem beliebig großen Bahnparameter ausgedehnt werden können oder bei einem endlichen Wert die Singularität bei r=0 erreichen.

Um auch Punkte, die im Unendlichen liegen, in einer Karte darstellen zu können, ist es nützlich, eine neue Koordinatentransformation \bar{\bar x}=\mtext{arctan}(\bar x) und \bar{\bar t}=\mtext{arctan}(\bar t) einzuführen. Punkte bei +\infty(-\infty) werden so auf +\pi/2(-\pi/2) abgebildet; diese Darstellung wird als Penrose-Diagramm bezeichnet.


Penrose-Diagramm

4.10 Darstellung in der Schwarzschild-Karte